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Bauchwand-, Nabel- und Leistenbrüche (Hernien)

Bauchwandbrüche, medizinisch Hernien genannt, sind Lücken und Schwachstellen innerhalb der Bauchwand. Dadurch können Bauchorgane aus der Bauchhöhle hervortreten.

Hernien sind entweder angeboren oder entwickeln sich im Laufe des Lebens durch eine zunehmende Schwäche des Bindegewebes. Dann spricht man von erworbenen Bauchwandbrüchen.

Die Operation eines Bauchwandbruchs gehört zu den häufigsten in Deutschland durchgeführten Eingriffe. Bei jährlich circa 400 Hernien-Operationen ist die Behandlung auch von komplizierten Hernien und komplexen Rekonstruktionen der Bauchdecke in der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Robert Bosch Krankenhauses eine routinierte Operation.

Die Bauchwand – Schutz für die Organe

Sie umgibt unsere Bauchorgane und dient deren Schutz und Abstützung. Sie setzt sich aus verschiedenen Schichten zusammen. Die erste ist die Haut, darauf folgt das Unterhautfettgewebe. Dann erst kommt die eigentlich tragende und feste Schicht, die aus mehreren Lagen von Muskeln und kräftigem Bindegewebe besteht. Sie verhindert das Austreten von inneren Organen aus der Bauchhöhle. Bei einer Hernie weicht dieses starke Bollwerk jedoch auseinander und es kommt zum Bruch. Das passiert häufig in jenen Bereichen der Bauchwand, wo diese von Natur aus nicht so kräftig ist – etwa an der Leiste oder am Bauchnabel, oder aber im Narbenbereich aufgrund vorheriger Bauchoperationen.

Unterschiedliche Typen von Hernien

Eine Leistenhernie tritt mit Abstand am häufigsten auf – in rund achtzig Prozent der Fälle bei Männern. Denn bei ihnen ist die Leistengegend bedingt durch den Durchtritt der Samenstränge eine natürliche Schwachstelle. Bei Frauen liegt im Durchtritt des Gebärmutterbandes in die Leistenregion ebenfalls eine potenzielle „Sollbruchstelle“. Allerdings ist sie nicht so anfällig wie bei Männern.

Narbenbrüche können dort entstehen, wo vorangegangene Operationen Narben auf der Bauchdecke und in der Bauchwand hinterlassen haben – daher auch ihr Name. Narbengewebe ist meist instabiler als gesundes Gewebe und kann deshalb leichter auseinanderweichen. Unbehandelt können Narbenbrüche beachtliche Ausmaße entwickeln. Das kann auch die Stabilität des Bewegungsapparates einschließlich der Wirbelsäule mitunter erheblich beeinträchtigen.

Der Bauchnabel ist ebenfalls eine natürliche Schwachstelle in der Bauchwand. Deshalb sind Nabelbrüche bei Neugeborenen keineswegs selten. Bekommen Erwachsene einen Nabelbruch, können vor allem Schwangerschaften, Übergewicht und schwere körperliche Arbeit dessen Ursachen sein.

Sofern sie nicht angeboren sind, werden Hernien in der Regel durch Bindegewebsschwäche verursacht. Übergewicht und starke Beanspruchung erhöhen das Risiko. Das gilt auch für chronische Atemwegserkrankungen wie etwa COPD. Denn der dabei auftretende oftmals starke Husten kann die Stabilität der Bauchwand auf Dauer beeinträchtigen.

Auch starkes und falsches Heben, wie beim Umzug, kann einen Bruch zur Folge haben.

Augenfällig zu erkennen, im wahrsten Wortsinn, gibt sich eine Hernie durch eine Vorwölbung der Bauchdecke im Bereich ihrer Lokalisation. Deren Größe hängt vom Ausmaß des Bauchwandbruches ab. Die charakteristische Beule ist besonders im Stehen zu sehen, während sie im Liegen wieder unauffälliger wird.

Meist gehen Hernien mit mehr oder minder ausgeprägten Schmerzen einher. Bei einem Leistenbruch stellen sich diese typischerweise vor allem beim Treppenabwärtsgehen oder bei Belastung ein. Manche Betroffene klagen zudem über Stuhlunregelmäßigkeiten wie Verstopfung oder Durchfall.

Was jeden Bauchwandbruch potenziell lebensgefährlich machen kann, ist die Tatsache, dass sich ausgetretene Bauchorgane außerhalb der Bauchhöhle einklemmen können. Eine solche Brucheinklemmung nennt man Inkarzeration. Dabei besteht die große Gefahr, dass die eingeklemmten Organe und Gewebe nicht mehr ausreichend durchblutet werden und im schlimmsten Fall absterben. Zu erkennen ist eine solche Inkarzeration an plötzlich einsetzenden heftigen und kolikartigen Schmerzen, die oftmals wie Messerstiche empfunden werden und als sehr berührungsempfindliche, harte Stelle getastet werden kann. Dieser Zustand ist ein Notfall (112 wählen!) und erfordert ein umgehendes ärztliches Handeln.

Insbesondere vor diesem Hintergrund sollten Hernien früh möglichst behandelt werden.

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Untersuchungen bei Verdacht auf Hernien

Eine Hernie kann – angesichts der Optik – meist bereits durch eine Inspektion der Bauchwand durch Abtasten festgestellt werden. Gelegentlich bedarf es, zur genauen Klärung und Planung der Behandlung, bildgebende Abklärungen wie Ultraschalluntersuchung, Computertomografie (CT) oder Kernspintomografie (MRT).

Behandlung von Hernien

Bauchwandbrüche verschließen sich nicht von selbst wieder und werden mit der Zeit eher größer.  Die früher oftmals eingesetzten sogenannten Bruchbänder oder Bauchdeckenbandagen können die Bauchdecke allenfalls unterstützen. Sie führen jedoch nie zu einer Rückbildung des Defekts oder zur Heilung des Bruches. Ebenso wenig können sie die regelhafte Vergrößerung einer Hernie und die eben dargestellte gefährliche Brucheinklemmung verhindern. Zudem existieren keine Übungen, welche einer bestehenden Hernie entgegenwirken könnten.

Die einzige Möglichkeit, einen Bauchwandbruch erfolgreich zu therapieren, mithin zu heilen, besteht in einem operativen Eingriff. Dabei wenden wir moderne Operationstechniken an: Wann immer sinnvoll möglich, behandeln wir Bauchwandbrüche minimalinvasiv in sogenannter Schlüssellochtechnik und mit robotergestützten Verfahren. Dies ist abhängig von der Bruchform und dem Gesundheitszustand der Patientin:des Patienten. Im persönlichen Gespräch mit Ihnen finden wir gemeinsam das ideale Operationsverfahren.

Sehr kleine Hernien bis zu einer Größe von einem Zentimeter können meist ambulant und mitunter durch eine direkte Naht behoben werden. Dafür eröffnet man die Haut über dem Bruch, verlegt diesen wieder in die Bauchhöhle zurück und verschließt die Lücke der Bauchwand mittels einer direkten Naht.

In den meisten Fällen jedoch ist zur chirurgischen Versorgung von Bauchwandbrüchen das Einbringen spezieller Kunststoffnetze empfohlen. Mit dieser seit mehreren Jahrzehnten bewährten Methode können wir die Bruchlücke sicher und ohne Spannung verschließen. Die Kunststoffnetze werden zwischen den Muskel- und Bindegewebsschichten der Bauchwand platziert und überdecken dabei großzügig die Bruchlücke. Die Netzte sind beständig und wachsen fest in die Gewebe ein.

Operationsverfahren bei Hernien

Spezialisiert in minimalinvasiven Techniken

Den Eingriff, für den in den allermeisten Fällen eine Vollnarkose erforderlich ist, führen wir fast ausnahmslos minimalinvasiv, in der sogenannten Schlüssellochtechnik, durch. Normale Leistenbrüche werden standardmäßig als TAPP (Transabdominelle Präperitoneale Patch-Technik) durchgeführt. Dabei erfolgt die Operation mittels Bauchspiegelung über die Bauchhöhle. Auch Bauchwandbrüche anderen Orts können als TAPP versorgt werden, oder aber in der IPOM-Technik (Intraperitoneales Onlay Mesh), bei dem ein speziell beschichtetes Kunststoffnetz in den Bauchraum eingebracht und von innen über die Bruchpforte aufgesetzt wird.

Die minimalinvasive Operationstechnik ermöglicht es uns, den Bauchwandbruch über nur sehr kleine Zugänge zu behandeln. Dies verkürzt sowohl die Dauer der Operation als auch die anschließende Rekonvaleszenz, da Sie weniger Schmerzen direkt nach der Operation und auch später haben. Weiterer Vorteil ist, dass es deutlich seltener zu einem erneuten Leistenbruch (Rezidiv) nach der Operation im Vergleich zur offenen OP-Technik von außen kommt.

Hernien minimalinvasiv versorgt mit dem OP-Roboter

Wenn vorteilhaft und sinnvoll, setzen wir zur Therapie von Hernien inzwischen auch moderne robotergestützte Operationsmethoden ein. Mit dem computergestützten OP-Roboter da Vinci Xi® verfügen wir über ein Operationssystem der neuesten Generation. Es kombiniert die Vorteile der minimalinvasiven Chirurgie mit "High-Definition" 3-D-Visualisierungstechniken und bietet einzigartige Bedienmöglichkeiten für die Operationsinstrumente.

Hier finden Sie alles Wissenswertes über das roboterassistierte Operieren mit dem Robotersystem da Vinci®.

Offene Hernienchirurgie bei großen und komplexen Hernien

Die Behandlung von großen und komplizierten Hernien werden über einen offenen Zugang durchgeführt und erfordern gelegentlich komplexe Rekonstruktionen.

Bei großen Leistenhernien oder wiederholtem Auftreten eines Leistenbruchs (Rezidivhernien) ist die Operation nach Lichtenstein die Therapie der Wahl. Diese Operation erfolgt über einen circa fünf bis acht Zentimeter großen, quer verlaufenden Hautschnitt oberhalb des Leistenbandes und wird in der Regel in Vollnarkose durchgeführt, kann aber auch in Rückenmarksanästhesie oder lokaler Betäubung vorgenommen werden.


Nach der OP

Im Anschluss an den Eingriff ist strikte körperliche Schonung angesagt. Für wie lange und in welchem Umfang das nötig wird, hängt individuell verschieden von der Verfassung und den Risiken der Patientin:des Patienten sowie dem Ausmaß der durchgeführten Operation ab.

Diesbezüglich werden alle Betroffene nach dem Eingriff ausführlich von uns beraten und individuelle Empfehlungen werden mitgegeben.

Sprechstunde

Bauchdeckenrekonstruktion (Brüche der Bauchwand, Hernien)  

Montag – Freitag
nach Vereinbarung
Telefon 0711 8101-5993
sprechstunde-avch@rbk.de