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Hybrid-Eingriffe aus Bypass und Stent

Bei der koronaren Herzkrankheit (KHK) führen Kardiologie und Herzchirurgie in enger Zusammenarbeit Hybrid-Eingriffe durch, eine Kombination aus minimalinvasiv gelegten Bypässen und Stents. Damit können komplexe Engstellen der Herzkranzgefäße auch bei älteren und schwachen Menschen schonend beseitigt werden.

Die Menschen in Deutschland – wie auch in anderen Industrienationen – werden immer älter. Mit zunehmendem Alter steigt auch das Risiko, an einer oder gleich mehreren, vor allem chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Arthrose oder Herzinsuffizienz zu leiden. Nicht immer können bei älteren und schwachen Menschen aufgrund des höheren Risikos für Komplikationen die eigentlich notwendigen Operationen konventionell durchgeführt werden.

Bei einer koronaren Herzerkrankung, bei der mehrere Herzkranzgefäße betroffen und längere Abschnitte verengt sind, ist häufig die konventionelle Bypass-Operation die erste Therapiewahl. Dabei werden die betroffenen Stellen durch eine Umleitung überbrückt, für die in der Regel Brustwandarterien verwendet werden. Um an die Herzgefäße zu kommen, wird bei der konventionellen Operation das Brustbein längs durchtrennt. Diese Methode ermöglicht auch bei komplexen Gefäßverengungen einen langfristigen Therapieerfolg, ist aber immer auch eine besondere Belastung.

Müssen nicht alle drei Herzkranzgefäße chirurgisch versorgt werden, kann auch minimalinvasiv operiert werden. Vor allem das oft wichtige Vorderwandgefäß erreichen wir gut durch einen minimalinvasiven Eingriff. Für Patientinnen und Patienten hat die minimalinvasive Variante verschiedene Vorteile, vor allem verlaufen der Heilungsprozess und die Genesung schneller.
Einzelne verengte Herzkranzgefäße können Kardiolog:innen auch mit Stents versorgen. Dabei wird ein Katheter über eine große Arm- oder Beinarterie zum Herzen geführt, die Engstelle aufgedehnt und mit dem Stent, einem feinen Metallgewebe, offengehalten.

Am Robert Bosch Krankenhaus arbeiten die Kardiologie und die Herzchirurgie eng zusammen. Die Ärztinnen und Ärzte tauschen sich über jeden einzelnen Fall aus, überlegen gemeinsam, welche Therapie am besten passen würde und entscheiden mit den Patient:innen, welche Behandlung zum Zuge kommt.
Oftmals fällt die Wahl auf den sogenannten Hybrid-Eingriff. Das innovative Verfahren vereint die minimalinvasive Bypass-Operation ohne Durchtrennung des Brustbeins mit dem Einsatz von Stents.
Diese Methode ist für die Menschen der perfekte Weg, die eigentlich eine große Bypass-Operation benötigen, dafür aber zu krank, zu alt oder zu schwach sind.

Bei einem klassischen Hybrid-Eingriff versorgt das Team der Herzchirurgie zunächst minimalinvasiv die linke Herzseite mit Arterien-Bypässen, zum Beispiel das wichtige Vorderwandgefäß. Die anderen Herzkranzgefäße, die für das Überleben eine geringere Rolle spielen, können jedoch herzchirurgisch minimalinvasiv nicht so gut erreicht werden. Hier kommt dann einige Wochen später das kardiologische Team zum Einsatz: In einem zweiten Anlauf versorgt das Team der Kardiologie die weiteren verengten Gefäße am Herzen mit Stents und ermöglichen so eine Symptomfreiheit von Angina Pectoris und eine vollständige Wiederdurchblutung des Herzens – ohne Burstkorböffnung.
Etwa die Hälfte der Hybrid-Eingriffe am Robert Bosch Krankenhaus verlaufen umgekehrt. Patient:innen mit einem akuten oder drohenden Herzinfarkt bekommen in der Kardiologie zunächst am auslösenden Gefäß einen Stent. Sind auch andere Herzkranzgefäße, vor allem auch die der linken Seite, erkrankt, legen die Herzchirurg:innen nach einer drei bis fünfwöchigen Wartezeit die fehlenden Bypässe über die minimalinvasive Methode.

Die Hybrid-Eingriffe sind in der kardiologisch-herzchirurgischen Praxis noch nicht etabliert – und auch noch nicht intensiv untersucht. Das Robert Bosch Krankenhaus ist eines der wenigen Zentren in Deutschland, das diese schonende Therapie-Methode auch bei komplexen koronaren Herzerkrankungen anwenden kann.

Das Robert Bosch Krankenhaus führt randomisierte Studien zu Hybrid-Eingriffen durch, um deren Erfolg und Vorteile wissenschaftlich zu belegen – und sie weiter im Haus zu etablieren.