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Akutes Nierenversagen

Bei einem akutem Nierenversagen stellen die Nieren innerhalb von kurzer Zeit (innerhalb von circa sechs bis 48 Stunden) ihre Funktion ein. Als Folge sammeln sich nicht mehr ausgeschiedene Giftstoffe im Körper an. Bei fehlender Ausscheidung kann es auch zu einer Wassereinlagerung im Körper kommen. Ohne Therapie ist der plötzliche Komplettausfall der Nieren lebensbedrohlich.

Bei mehr als zehn Prozent aller Patient:innen auf einer Intensivstation kommt es im Verlauf zu einem akuten Nierenversagen. Prinzipiell ist das akute Nierenversagen, wenn es rechtzeitig diagnostiziert und behandelt wird, sehr gut reversibel, das heißt, es muss nicht zu einer dauernden Nierenschädigung kommen. Allerdings weiß man heute, dass Patient:innen nach einem akutem Nierenversagen ein höheres Risiko für die Entwicklung einer chronischen Nierenerkrankung haben.

Die Behandlung eines akuten Nierenversagens ist von der Ursache des Nierenversagens abhängig.

Ursachen für die rasche Verschlechterung der Nierenfunktion gibt es viele. Sie kann entstehen, wenn die Nieren nicht mehr ausreichend durchblutet werden. Ursache dafür können unter anderem Herzerkrankungen, Lungenembolien, Blutvergiftungen, massive Blutungen und Flüssigkeitsverluste, oder schwere Entzündungen mit Kreislaufversagen sein. Dieses sind die Gründe, warum ein akutes Nierenversagen so häufig bei intensivpflichtigen Patient:innen auftritt. Des Weiteren kann es auch durch Medikamente, entzündliche Erkrankungen der Nieren oder Störungen des Immunsystems ausgelöst werden oder auch durch Abflussbehinderungen im Harnleiter oder in der Harnblase.

Es sammeln sich Giftstoffe im Körper und es kommt zu Wassereinlagerungen. Die Betroffenen klagen über Übelkeit, Müdigkeit und Appetitlosigkeit.

Leiden unsere Patient:innen an Symptomen wie Überwässerung oder Anzeichen einer Harnvergiftung wie Übelkeit, Erbrechen, Verwirrtheit, Delir/Koma, ist die Erkrankung bereits sehr weit fortgeschritten.

Untersuchungen bei einem akuten Nierenversagen

Ein akutes Nierenversagen lässt sich verlässlich an veränderten Nierenwerten feststellen. Laut der internationalen Fachgesellschaft KDIGO liegt ein akutes Nierenversagen vor, wenn der Wert eines bestimmten Moleküls im Blutserum (Serumkreatinin) innerhalb von 48 Stunden über einen bestimmten Wert steigt oder sich um das 1,5-Fache verdoppelt oder wenn sich die Urinmenge über mindestens sechs Stunden von Stunde zu Stunde deutlich reduziert.

Bei Patient:innen auf der Intensivstation werden diese Parameter sehr engmaschig kontrolliert, oft sind EDV-gestützte Frühwarnsysteme im Einsatz.

Wenn die Ursache nicht klar ist, wird bei unseren Patient:innen auch frühzeitig eine Ultraschalluntersuchung der Nieren und der harnableitenden Systeme durchgeführt, um zu erkennen, ob das akute Nierenversagen durch eine Abflussbehinderung (z. B. durch Nieren- oder Harnleitersteine oder Tumor) ausgelöst wurde. In einigen Fällen ist eine Nierenbiopsie notwendig, bei der über eine dünne Nadel und unter lokaler Betäubung von außen Nierengewebe entnommen wird, um mögliche Krankheitsursachen in der Niere erkennen zu können. Im Robert Bosch Krankenhaus erfolgt die Gewebeentnahme ultraschallgesteuert, das heißt es wird über die Bildgebung sichergestellt, dass die Nadel bis ins Nierengewebe vordringt, Fehlpunktionen werden dadurch ausgeschlossen.

Behandlung bei einem akuten Nierenversagen

Grundsätzlich wird immer die zugrundeliegende Ursache des akuten Nierenversagens behandelt. Entsteht es zum Beispiel, weil ein Tumor oder Stein die Harnableitung blockiert, wird er entfernt. Ist es Folge einer schweren Entzündung oder gar einer Sepsis, einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung, erfolgt die Therapie mit einem Antibiotikum oder mit Medikamenten, die andere krankheitsauslösende Erreger bekämpfen (Viren, Pilze). Nach erfolgreicher Therapie der Ursache bildet sich auch in der Regel das akute Nierenversagen zurück.

Überbrückend führen wir oft eine Blutwäsche, die sogenannte Dialyse, durch, solange, bis die Nieren ihre Funktion wieder aufnehmen. Die Behandlung erfolgt entweder als Hämodialyse, oder als sogenannte Hämofiltration, zumeist auf der Intensivstation. Diese Therapien werden dann interdisziplinär zwischen Nephrolog:innen und Intensivmediziner:innen abgesprochen und überwacht.

Nachsorge nach einem akuten Nierenversagen

Patient:innen, die ein akutes Nierenversagen überstanden haben, sind gefährdeter als andere Menschen ihres Alters, eine chronische Nierenerkrankung zu entwickeln. Es empfiehlt sich daher, dass sie in regelmäßigen Abständen die Nierenfunktion bei Ihrer Hausärztin:bei Ihrem Hausarzt überprüfen lassen. Fällt diese ab oder ist die Nierenfunktion bereits stark eingeschränkt, sollte die Nachsorge bei einer Nierenspezialistin (Nephrologin):einem Nierenspezialisten (Nephrologen) erfolgen.

Sprechstunden

Nephrologische Facharztsprechstunde
Dienstag – Freitag
(nach Vereinbarung)
Telefon 0711 8101-3496

Privatsprechstunde
Prof. Dr. med. Markus Ketteler
und Prof. Dr. med. Jörg Latus

Montag – Freitag
(nach Vereinbarung)
Telefon 0711 8101-3496