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Morbus Fabry

Einige Nierenerkrankungen sind angeboren. Zu ihnen zählt auch Morbus Fabry, erstmals von einem Arzt namens Fabry im 19. Jahrhundert wissenschaftlich beschrieben, ist eine seltene Stoffwechselerkrankung. Sie gehört mit zu den sogenannten lsyosomalen Speicherkrankheiten und ist durch einen erblichen Gendefekt bedingt:

Er bewirkt, dass ein lebenswichtiges Enzym unseres Körpers entweder gar nicht oder nicht in ausreichender Menge gebildet wird. Das hat zur Folge, dass bestimmte Fettstoffe nicht mehr abgebaut werden können und sich in den Körperzellen ablagern. Dadurch kommt es zu teils schweren Funktionseinschränkungen verschiedener Organe, weshalb Morbus Fabry auch als eine Multiorgan- oder Multisystemerkrankung gilt. Neben den Nieren sind vor allem Herz, Nervensystem, Augen und Haut betroffen.

Der Gendefekt bei Morbus Fabry liegt auf dem X-Chromosom, dem weiblichen Geschlechtschromosom. Angesichts dieses X-chromosomalen Erbgangs erkranken mehr Männer und haben auch schwerere Verläufe. Doch auch Frauen können von dieser lysosomalen Speicherkrankheit betroffen sein.

Morbus Fabry wird mit einer Enzymersatztherapie behandelt. Die Behandlung erfolgt in einer spezialisierten Klinik, wie der Abteilung für Allgemeine Innere Medizin und Nephrologie des Robert Bosch Krankenhauses.

Lysosomale Speicherkrankheiten

Diese angeborenen Stoffwechselerkrankungen werden durch einen Mangel an Enzymen in den sogenannten Lysosomen verursacht. Dabei handelt es sich um Organellen, die außer in den roten Blutkörperchen in allen Zellen unseres Körpers vorkommen. Ihre Aufgabe ist es, alles Überflüssige wie unter anderem Fette und Eiweißstoffe aus den Zellen zu entfernen. Deshalb gelten Lysosomen auch als Müllverbrennungsanlagen der Zellen. Den Abbau des Zellmülls übernehmen die Enzyme dieser Zellkörperchen. Fehlt eines von ihnen oder ist in zu geringer Konzentration vorhanden,
werden die Lysosomen mit Abfallstoffen überfüllt und es entsteht eine Speicherkrankheit.

Bei Morbus Fabry ist das Lysosom-Enzym namens Alpha-Galaktosidase A, kurz α-GAL, ursächlich für die Beschwerden verantwortlich. Dieses Enzym ist für die Spaltung von Fettstoffen in den Hüllen der Körperzellen zuständig. Durch das Fehlen oder den Mangel an α-GAL lagert sich mit der Zeit das Abbauprodukt Globotriaosylceramid, kurz GL-3, in den Zellen an. Diese Ablagerungen schädigen wichtige Organe sowie Gewebe und setzen ihre Funktionsfähigkeit sukzessive herab.

Da es in allen Zellen des Körpers zu Ablagerungen von Globotriaosylceramid kommen kann, erklärt sich, weshalb die Symptome in den verschiedensten Organsystemen und Geweben auftreten.

Bei Männern steht die Beteiligung der Nieren klinisch im Vordergrund. Erstes Anzeichen dafür ist eine erhöhte Eiweißausscheidung im Urin, medizinisch Proteinurie genannt. Diese kann sich bereits ab dem 20. Lebensjahr einstellen und nimmt mit steigendem Alter stetig zu. Unbehandelt mündet Morbus Fabry vielfach in eine dialysepflichtige Nierenschädigung.

An der Haut zeigt sich die Erkrankung durch einen purpurroten Hautausschlag. Die punktförmigen Hautflecken, die sogenannten Angiokeratome, finden sich diffus über größere Partien des Körpers verteilt – allen voran an den Oberschenkeln und Lenden sowie am Po und im Nabelbereich.
Auch das Nervensystem ist mit betroffen, was sich mit brennenden Schmerzen und Kribbeln in Händen und Füßen zu erkennen gibt. Dazu kann es bereits im Vorschulalter kommen.

Durch die Ablagerungen von GL-3 in der Hornhaut kommt es bei nahezu allen Patient:innen ebenfalls recht frühzeitig zu Symptomen in den Augen. Typisch sind Trübungen der Hornhaut, hervorgerufen durch winzige feine Ablagerungen. Sie weisen ein ähnliches Muster wie Speichen in einem Rad auf, weshalb man in der Medizin auch von einer Cornea verticillata spricht. Zudem können Linsentrübungen, die sogenannten Fabry-Katarakte auftreten.

Das Herz wird wie erwähnt ebenso von Morbus Fabry in Mitleidenschaft gezogen. Erste Anzeichen dafür sind Herzrhythmusstörungen und Atemnot bei Belastung, später addiert sich oftmals eine Verdickung der Herzwände, eine linksventrikuläre Hypertrophie hinzu.

Interessant und gut zu wissen ist, dass die genannten Symptome nicht immer alle auftreten. So gibt es Patient:innen, die neben der Nierenschädigung kaum weitere Beschwerden haben – sie gehören der sogenannten Nierenvariante an. Bei anderen Fabry-Patient:innen wiederum kommt es überwiegend nur am Herzen zu den GL-3-Ablagerungen. Das ist dann die Herzvariante dieser Erkrankung.

Untersuchungen bei Morbus Fabry

Die Diagnose erfolgt durch eine enzymatische und molekulargenetische Blutuntersuchung.
Bei Männern bestimmen wir zunächst im Blut die Aktivität des Enzyms α-GAL. Ist diese zu gering, erfolgt im nächsten Schritt die molekulargenetische Blutuntersuchung zur Bestimmung der krankheitsverursachenden Mutation im α-Galaktosidase-A-Gen. Damit lässt sich das Ergebnis der Enzymmessung bestätigen und die Diagnose sichern.

Bei Frauen ist die alleinige Bestimmung der α-GAL-Aktivität im Blut nicht ausreichend. Denn diese kann normal sein, obwohl die Patientin an Morbus Fabry erkrankt ist. Das liegt daran, dass Frauen zwei X-Chromosomen haben und entweder das intakte oder das X-Chromosom mit der krankheitsverursachenden Mutation aktiv ist. Deshalb ist einzig die molekulargenetische Blutuntersuchung maßgeblich zur Diagnosestellung.

Behandlung bei Morbus Fabry

Fabry-Patient:innen kann heute mit einer Enzymersatztherapie wirksam geholfen werden. Dabei erhalten sie alle zwei Wochen eine Infusion mit dem gentechnisch hergestellten Enzym Agalsidase. Dieses ist seit 2001 in Europa zugelassen und ersetzt die Funktionen des körpereigenen Enzyms α-GAL. Mit dieser Behandlung lassen sich die Organschäden stoppen oder zumindest verlangsamen. Auf diese Weise können die Betroffenen ein fast normales Leben ohne Einschränkung auch bezüglich der Lebenserwartung führen. Allerdings müssen sie dazu die Enzymersatztherapie lebenslang durchführen.

Die Spezialist:innen der Abteilung für Allgemeine Innere Medizin und Nephrologie verfügen über langjährige Erfahrung in der Enzymersatztherapie.

Genetische Beratung in Anspruch nehmen

Da in der Familie einer:eines Morbus Fabry-Erkrankten sehr wahrscheinlich noch weitere Personen betroffen sein können und die Erkrankung vererbt werden kann, sollte man sich humangenetisch beraten lassen. Dabei wird eine Familienanamnese – eine Art Familienstammbaum – erstellt, um Mitglieder der Familie zu identifizieren, bei denen die Erkrankung ebenfalls vorliegen könnte. Diese sollten sich ebenso enzymatisch und molekulargenetisch untersuchen lassen. So lässt sich frühzeitig eine Diagnose stellen und falls nötig, anschließend mit einer Therapie beginnen. Das trägt dazu bei, bleibende Schädigungen an den Organen so gering wie möglich zu halten.

Humangenetische Beratungen finden am Robert Bosch Krankenhaus in enger Zusammenarbeit mit kooperierenden Praxen und Instituten für Humangenetik statt.

Sprechstunden

Nephrologische Facharztsprechstunde
Dienstag – Freitag
(nach Vereinbarung)
Telefon 0711 8101-3496

Privatsprechstunde
Prof. Dr. med. Markus Ketteler
und Prof. Dr. med. Jörg Latus

Montag – Freitag
(nach Vereinbarung)
Telefon 0711 8101-3496