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Nierenentzündung

(Glomerulonephritis und interstitielle Nephritis)

Eine „Glomerulonephritis“ ist eine Nierenentzündung, die vorwiegend die Nierenkörperchen („Glomeruli“) betrifft. Die Glomeruli sind die eigentlichen Filtereinheiten der Niere.

Bei einer entzündlichen Schädigung sind sie nicht mehr in der Lage, wichtige Blutbestandteile wie Albumin (Eiweiß) bzw. ganze Blutzellen wie Erythrozyten zurückzuhalten, es kommt zur Proteinurie, gegebenenfalls zu Blut im Urin (Hämaturie).

Es kann aber auch zu einer Entzündung der Nierenkanälchen kommen.

Bei einer schweren Nierenentzündung sollte die Behandlung im Krankenhaus erfolgen. Die Abteilung für Allgemeine Innere Medizin und Nephrologie des Robert Bosch Krankenhauses verfügt über entsprechende Expertise und langjährige Erfahrung.

Eine Entzündung der Nierenkörperchen hat immunologische Ursachen. Man unterscheidet primäre und sekundäre Glomerulonephritiden. Bei den primären Formen entsteht die Entzündung „aus sich heraus“, ohne spezielle Ursache, bei den sekundären Formen ist sie Folge einer anderen Grunderkrankung, wie zum Beispiel einer immunologischen Systemerkrankung. In beiden Fällen richtet sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper („Autoimmunität“).

Die IgA-Nephropathie (IgAN) ist die häufigste der Glomerulonephritiden. In Europa beträgt der Anteil der IgAN an der Gesamtzahl der Glomerulonephritiden circa 30 Prozent, in Asien ist sie noch häufiger. Bei der IgAN werden aus unbekannten Gründen Immunkomplexe, die Immunglobulin A (IgA) enthalten, in den Nierenkörperchen abgelagert. Diese Ablagerungen führen zu einer komplexen Entzündungsreaktion. Männer sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Circa 20 Prozent der Patient:innen entwickeln häufig innerhalb von zehn bis 20 Jahren ein dialysepflichtiges Nierenversagen. Risikofaktoren für einen schnellen Verlauf sind Bluthochdruck, Eiweiß im Urin (Proteinurie), und Nikotinkonsum.

Nierenbeckenentzündungen dagegen werden durch Bakterien verursacht.

Die gestörte Urinproduktion führt zum Ungleichgewicht von Salz und Wasser im Körper, häufig kommt es daher zu Wassereinlagerungen (Ödemen). Da die Erkrankung schmerzlos und über eine lange Zeit symptomfrei ist, wird sie in vielen Fällen nur zufällig oder erst im Stadium der fortgeschrittenen Nierenerkrankung entdeckt, wenn bereits eine Nierenersatztherapie (Dialyse oder Transplantation) erforderlich wird.

Nierenentzündungen sind nach der diabetischen Nephropathie und nach Bluthochdruck die dritthäufigste Ursache dafür, dass Betroffene eine Nierenersatztherapie benötigen.

Entzündung der Nierenkanälchen

Bei einer „tubulo-interstitiellen Entzündung“ handelt es sich um eine Entzündung der Nierenkanälchen („Tubuli“) bzw. dem Raum zwischen den Nierenkanälchen („Interstitium“). Nierenkanälchen und Nierenkörperchen bilden zusammen eine Funktionseinheit. Beide Einheiten sind wichtig, damit die Nieren funktionieren können. Je mehr Funktionseinheiten zugrunde gehen, desto schwächer wird die Nierenfunktion.

Die Entzündung der Nierenkanälchen kann aus „sich heraus“ (ohne Ursache) entstehen, häufig wird sie aber durch Medikamente, Infektionskrankheiten oder Systemerkrankungen, auch Tumorerkrankungen ausgelöst.

Betroffene leiden unter starkem Wasserlassen, vor allem nachts, Fieber und Hautausschlägen.

Entzündungen an den Nierenkanälchen sind nach der diabetischen Nephropathie und nach Bluthochdruck die dritthäufigste Ursache dafür, dass Patient:innen eine Nierenersatztherapie benötigen.

Untersuchungen bei einer Nierenentzündung

Goldstandard ist eine Nierenbiopsie. Dabei wird eine Gewebeprobe aus der Niere entnommen und feingeweblich untersucht. In der Pathologe kann anhand der Gewebeprobe genau festgestellt werden, welche Einheit der Nierenzellen entzündlich verändert sind und eine sichere Diagnose stellen. Am Robert Bosch Krankenhaus werden Nierenbiopsien ultraschallgesteuert unter lokaler Betäubung durchgeführt, wodurch Fehlpunktionen verhindert werden und Komplikationen nur selten auftreten.

Außerdem wird wie bei einer chronischen Nierenerkrankung die Nierenfunktion bestimmt.

Behandlung einer Nierenentzündung

Bei den Nierenentzündungen handelt es sich nicht um bakterielle Entzündungen, weshalb mit Antibiotika wenig auszurichten ist. Stattdessen sind die Entzündungen immunologisch bedingt, das heißt Folge überschießender Reaktionen des eigenen Immunsystems.
Ist eine zugrundeliegende Ursache bekannt, die diesen Entzündungsprozess ins Rollen bringt, wie beispielsweise eine andere Grunderkrankung, besteht die Therapie darin, diese Ursache zu behandeln.

Bei einer tubulo-interstitiellen Entzündung ohne bekannte Ursache wird häufig eine sogenannte Steroidtherapie („Cortison“) gegeben, um die Entzündung zu hemmen.

Bei Glomerulonephritiden werden auch immunmodulierende Therapien eingesetzt, um das Immunsystem zu „beruhigen“ bzw. in schweren Fällen ganz auszuschalten. Diese Medikamente sind zum Teil allerdings mitunter nebenwirkungsreich. Eine große Studie konnte zeigen, dass bei der IgA-Nephropathie eine optimierte „konservative“ Therapie, bestehend vor allem aus einer strikten Blutdrucksenkung, den Verlust der Nierenfunktion ebenso gut aufhält.

Bei sehr schweren Verläufen kommen auch sogenannte Plasmapheresen zum Einsatz, um krankheitsauslösende Antikörper aus dem Blut zu entfernen.

Die Abteilung für Allgemeine Innere Medizin und Nephrologie des Robert Bosch Krankenhauses hat eine hohe Expertise in der Therapie dieser komplexen Krankheitsbilder. Wir bieten unseren Patient:innen eine individuell auf ihre Erkrankung und den Schweregrad ihrer Erkrankung zugeschnittene Behandlung an.

Sprechstunden

Nephrologische Facharztsprechstunde
Dienstag – Freitag
(nach Vereinbarung)
Telefon 0711 8101-3496

Privatsprechstunde
Prof. Dr. med. Markus Ketteler
und Prof. Dr. med. Jörg Latus

Montag – Freitag
(nach Vereinbarung)
Telefon 0711 8101-3496