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Störungen des Wasser-Elektrolythaushalts

Fehlregulationen im Wasser- und Elektrolythaushalt sind gerade bei Nierenerkrankungen eine häufige Komplikation, die gravierende Folgen haben kann. Schließlich haben Wasser und Elektrolyte überlebenswichtige Aufgaben.

Bekanntlich besteht unser Körper zu einem sehr großen Teil aus Wasser: Bei Männern entfallen darauf rund sechzig Prozent der Körpermasse, bei Frauen etwas weniger, an die fünfzig Prozent. Der hohe Wasseranteil erklärt sich damit, dass alle lebensnotwendigen chemischen Stoffwechselreaktionen nur in einem wässrigen Milieu ablaufen können. Dafür, dass überall im Körper ausreichend Flüssigkeit vorhanden ist, sorgen die Elektrolyte. Dabei handelt es sich um Mineralstoffe und Spurenelemente, die in Flüssigkeit gelöst eine elektrische Ladung tragen. Mit ihrer Hilfe können durch die Elektrolyte die Flüssigkeitsmengen im Körper reguliert werden. Wo die Konzentration an Elektrolyten hoch ist, fließt Flüssigkeit ein. Wo sie dagegen niedrig ist, fließt Flüssigkeit hinaus. Um die Flüssigkeitsgehalte jederzeit situationsgerecht anzupassen, bewegt unser Körper die Elektrolyte aktiv in die Zellen hinein oder hinaus.

Nieren spielen eine Schlüsselrolle

Die Nieren sind ganz maßgeblich für die Aufrechterhaltung der benötigten Elektrolytkonzentrationen. Dazu filtern sie Elektrolyte und Wasser aus dem Blut heraus, und geben je nach aktuellem Bedarf einiges davon wieder an das Blut ab oder scheiden einen Überschuss im Urin aus. So halten die Nieren die Aufnahme und Ausscheidung von Elektrolyten und Wasser im Gleichgewicht.

Die wichtigsten der auch Blutsalze genannten Elektrolyte sind Kalium, Kalzium, Magnesium, Natrium und Phosphat.

Wir unterscheiden verschiedene Formen von Störungen im Wasser-Elektrolythaushalt

Hierbei ist der Natriumspiegel im Blut zu niedrig. Ursachen können schwere Durchfälle, starkes Erbrechen, Nierenerkrankungen (vor allem Niereninsuffizienz), Herzschwäche oder Leberzirrhose  sein. Auch schwere Verbrennungen sowie Medikamente wie Diuretika und einige Antidepressiva können den Gehalt an Natrium zu weit herabsetzen. Dem Mangel liegt ein relativer Wasserüberschuss zugrunde, und zeigt sich zunächst durch Funktionsstörungen des Gehirns wie unter anderem Verwirrtheitszustände. Im weiteren Verlauf können Krampfanfälle, Muskelzittern und in schweren Fällen Bewusstlosigkeit bis hin zum Koma auftreten.

Die Diagnose der Hyponatriämie stellen wir durch eine Messung des Natriumspiegels im Blut. Weitere Blut- und Urinuntersuchungen geben uns Aufschluss über die Flüssigkeitsmenge im Körper, die Blutkonzentration sowie den Uringehalt.

Ein leichter Mangel an Natrium kann durch die Beschränkung der Flüssigkeitszufuhr auf etwa einen Liter täglich behoben werden. Bei schweren Formen ist der Natriumspiegel langsam mit intravenösen Flüssigkeiten zu erhöhen. In seltenen Fällen ist zudem der Einsatz der arzneilichen Substanzen Vaptane erforderlich.

Diese Elektrolytstörung ist durch zu viel Natrium im Blut gekennzeichnet. Dazu kommt es in der Regel durch eine Dyhydration, also einen Wassermangel im Körper. Dessen Auslöser können Erbrechen, Durchfall, Nierenfunktionsstörungen, Diabetes mellitus, dauerhafte Einnahme von Diuretika sowie natürlich eine zu geringe Trinkmenge sein. Hauptsymptom ist starker Durst. Bei schweren Hypernatriämien kann es darüber hinaus zu Krampfanfällen, Verwirrtheit und Koma kommen.

Auch hier basiert die Diagnose auf der Messung des Natriumspiegels im Blut. Zusätzlich analysieren wir das Urinvolumen und die Urinkonzentration. Die Behandlung erfolgt durch die intravenöse Substitution von Flüssigkeit.

Hier ist der Kaliumspiegel im Blut zu niedrig. Die häufigsten Ursachen dafür sind Erkrankungen der Nebenniere, Durchfall, starkes Erbrechen sowie die Anwendung von Diuretika. Bei einem leichten Mangel treten meist keine Beschwerden auf. Ist der Kaliummangel ausgeprägter, können sich Krämpfe, Muskellähmungen und Herzrhythmusstörungen einstellen.

Zur Diagnose bestimmen wir den Kaliumgehalt im Blut, mitunter auch im Urin. Da wie eben erwähnt Herzrhythmusstörungen bestehen können, führen wir darüber hinaus ein Elektrokardiogramm durch. Die orale Einnahme von Kalziumergänzungsmitteln ist zur Behandlung meist ausreichend. Bei Herzrhythmusstörungen oder gefährlich niedrigen Kaliumspiegeln verabreichen wir die Ergänzungsmittel jedoch über die Vene.

Zu hohe Kaliumspiegel sind häufig die Folge von Nierenerkrankungen, bei denen die Nieren nicht ausreichend Kalium ausscheiden, sowie von Medikamenten, welche die normale Kaliumausscheidung durch die Nieren behindern. Leichte Überschüsse führen kaum zu Symptomen. In schwerwiegenderen Fällen können Muskellähmungen und Herzrhythmusstörungen auftreten. Bei einem sehr hohen Kaliumspiegel droht ein Herzstillstand.

Neben der Bestimmung des Kaliumgehalts im Blut führen wir zur Diagnose ein EKG (Elektrokardiogramm) durch. Bei einer leichten Hyperkaliämie werden Medikamente zur Steigerung der Kaliumausscheidung eingesetzt. Bei einem mittlerem bis schweren Überschuss an dem Elektrolyt muss dessen Spiegel sofort gesenkt werden. Um das Herz zu schützen, verabreichen wir zuerst intravenös Kalzium. Die anschließende intravenöse Gabe von Glukose und Insulin bewirkt, dass Kalium aus dem Blut in die Zellen transportiert wird und der Kaliumspiegel auf diese Weise sinkt. Auch kann das Kalium durch Medikamente gesenkt werden, die Kalium im Darm binden und damit dessen Absorption in den Körper reduzieren.

Ein zu niedriger Kalziumspiegel im Blut kann viele verschiedene Ursachen haben. Dazu gehören unter anderem Störungen der Nebenschilddrüsen, Mangel an Vitamin D und/oder Magnesium, Bauchspeicheldrüsenentzündungen sowie Nierenerkrankungen. Länger bestehender Kalziumangel zeigt sich durch trockene Haut und Haare sowie durch brüchige Nägel und Muskelkrämpfe. Bleibt die Hypokalzämie weiter unbehandelt, addieren sich zu den Symptomen Herzrhythmusstörungen, Verwirrtheit, Depressivität sowie Kribbeln in Lippen, Fingern und Füßen. Durch eine adäquate Behandlung verschwinden diese Beschwerden allerdings wieder.

Die Diagnose erfolgt durch die Messung des Kalziumgehalts im Blut. Zudem bestimmen wir die Blutspiegel an Magnesium, Albumin, Phosphat, Vitamin D und Parathormon, dem Hormon der Nebenschilddrüsen. Die Therapie besteht in der Gabe von Kalziumergänzungsmitteln, oftmals intravenös. Die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten hilft den Patient:innen zusätzlich, da sie die Aufnahme von Kalzium aus dem Magen-Darm-Trakt verbessert.

Einem zu hohen Kalziumspiegel im Blut können ebenso viele unterschiedliche Ursachen zu Grunde liegen. Häufig sind Überfunktionen der Nebenschilddrüsen und schwere Schilddrüsenüberfunktionen, Knochenerkrankungen sowie bösartige Tumore z. B. der Nieren, Lungen oder Eierstöcke. Die ersten Symptome sind Verstopfung, Übelkeit mit Erbrechen sowie starkes Durstgefühl und häufiger Harndrang. Im weiteren Verlauf, wenn der Kalziumüberschuss nicht beseitigt wird, kann es dann zu Hirnfunktionsstörungen wie Verwirrtheit, Delirium und Halluzinationen sowie zu Muskelschwäche und Herzrhythmusstörungen kommen. Unbehandelt kann die Erkrankung lebensbedrohlich werden.

Neben der Bestimmung des Kalziumgehaltes im Blut nehmen wir zur Diagnose auch Urintests vor. In leichten Fällen genügt zur Therapie normalerweise die Steigerung der Flüssigkeitszufuhr mittels intravenöser Kochsalzlösung. Das regt die Nieren zur Ausscheidung von Kalzium an und beugt einer Dehydration vor. Ist der Kalziumspiegel stark erhöht, verabreichen wir die Flüssigkeit mitunter gemeinsam mit Diuretika, also harntreibenden Medikamenten. Kann die Hyperkalzämie nicht anders behandelt werden, ist in seltenen Fällen jedoch eine Dialyse erforderlich.

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