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Herzinsuffizienz (Herzschwäche)

Bei einer Herzschwäche, medizinisch Herzinsuffizienz genannt, ist das Herz nicht mehr in der Lage, den Körper mit ausreichend Blut und damit auch mit Sauerstoff zu versorgen.

Die Erkrankung schreitet unbehandelt stetig fort: in ihrem Verlauf nimmt die Leistungskraft des Herzmuskels kontinuierlich ab. Das kann verständlicherweise fatale Folgen haben. Die Herzinsuffizienz ist auch eine der häufigsten internistischen Erkrankungen. Aktuellen Schätzungen zufolge sind bundesweit zwei bis drei Millionen erwachsene Menschen davon betroffen.

Die Abteilung für Kardiologie und Angiologie kann dank ihrer langjährigen Erfahrung in interventionell kardiologischen Therapieverfahren und der kardiovaskulären Bildgebung Betroffene mit Herzschwäche erfolgreich behandeln. Unsere Patient:innen profitieren zudem von der engen Zusammenarbeit der Abteilungen für Kardiologie und Angiologie und Herz- und Gefäßchirurgie im Herzzentrum des Robert Bosch Krankenhauses. Dies ist deutschlandweit nicht Standard.

Die Herzinsuffizienz ist keine eigenständige Krankheit für sich, sondern die Folge anderer

Herzerkrankungen. In siebzig Prozent der Fälle entwickelt sie sich aus der koronaren Herzkrankheit (KHK) und langjährigem Bluthochdruck, der nicht oder nicht ausreichendbehandelt ist. Weitere, seltenere Ursachen sind Herzrhythmusstörungen, allen voran Vorhofflimmern, Herzklappenerkrankungen, Herzmuskelentzündungen sowie angeborene Herzfehler.

Im gesunden Zustand reagiert der Herzmuskel auf gesteigerte Belastung, indem er seine Leistung ankurbelt. So deckt er den Mehrbedarf an Sauerstoff und Nährstoffen. Bei einer Herzschwäche hingegen schaltet er genau dann mehrere Gänge zurück, wenn er eigentlich auf Hochtouren laufen sollte. Dies zeigt sich durch Atemnot (anfangs bei Belastung, später auch in Ruhe), unerklärlicher Müdigkeit, nachlassender Leistungsfähigkeit und Wassereinlagerungen in den Unterschenkeln und Knöcheln. Oftmals treten in den frühen Stadien der Herzschwäche auch Kreislaufprobleme, Herzrasen und ein Gefühl von Brustenge auf. Schreitet die Herzinsuffizienz fort, greifen die Beschwerden im gesamten Körper um sich. Die Herzschwäche kann zu massiven Problemen führen, die den Alltag der Betroffenen stark beeinträchtigen und das Leben bedrohen.

Eine Herzinsuffizienz schreitet immer weiter fort. Dieser sogenannten Progression trägt man durch die Einteilung in verschiedene Stadien Rechnung: Abhängig von der verbliebenen Herzstärke werden wie in der Schule die Noten eins bis vier verteilt. Diese Einteilung wurde bereits vor über sechzig Jahren von der US-amerikanischen New York Heart Association, kurz NYHA, eingeführt. Deshalb spricht die Medizin auch von den NYHA-Stadien.

Stadien der Herzinsuffizienz nach NYHA-Klassifikation

Stadium

Beschwerden wie Müdigkeit, Atemnot, Palpitationen

Körperliche Leistungsfähigkeit

NYHA I

keine Beschwerden, Patient:in ist aber herzkrank

keine Einschränkung

NYHA II

bei normaler Belastung

leichte Einschränkung

NYHA III

schon bei leichter Belastung

deutliche Einschränkung

NYHA IV

bereits in Ruhe

keine körperliche Tätigkeit ohne erhebliche Beschwerden

Untersuchungen bei Herzschwäche

Je eher eine Herzinsuffizienz erkannt und adäquat behandelt wird, desto besser lässt sich ihr Fortschreiten eindämmen oder aufhalten und so die Lebenserwartung der Patient:innen verbessern.

Deshalb sollte bereits beim geringsten Verdacht auf eine Herzschwäche eine kardiologische Untersuchung erfolgen. Dabei wird die Herzsituation zunächst mittels EKG (Elektrokardiogramm) geprüft. Auch das Blut wird untersucht: nämlich auf den Biomarker namens NTproBNP. Dieser Eiweißstoff zeigt im Labor eine Überbelastung des Herzens und so eine Herzinsuffizienz an.

Die genannten Diagnosemethoden liefern erste aufschlussreiche Indizien. Diese werden dann in einer Echokardiografie weiter abgeklärt. Diese Ultraschalluntersuchung des Herzens ist das wichtigste Verfahren zur Erkennung einer Herzschwäche. Dabei erkunden Schallwellen den Zustand des Herzmuskels und der Herzklappen. So zeigt sich, welche Bereiche erkrankt sind.

Zur weiteren Bestätigung des Befundes kann eine Untersuchung mit dem Herzkatheter erfolgen.

Am Robert Bosch Krankenhaus wird zur Abklärung einer neu aufgetretenen Herzinsuffizienz immer auch eine Kardio-MRT durchgeführt. 

Wir sind zertifiziertes Herzinsuffizienzzentrum

Die Abteilung für Kardiologie des Robert Bosch Krankenhauses ist als überregionales Herzinsuffizienzzentrum zertifiziert. Diese Zertifizierung betont unsere Erfahrung und Expertise in der Therapie von Herzschwäche.

Behandlung einer Herzschwäche

Ziel der Behandlung ist es, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und im besten Fall sogar zu stoppen, um die Lebensqualität zu erhalten und weitere Klinikaufenthalte zu vermeiden.

Um dies zu erreichen, setzen wir zunächst Medikamente ein. In sehr fortgeschrittenen Stadien der Herzschwäche können dann auch operative Maßnahmen wie das Einsetzen von Herzunterstützungssystemen nötig werden. Vorher gibt es eine ganze Reihe von schonenden Eingriffen, um das Herz zu stärken. Dabei ist eine gezielte Behandlung möglich, wenn die Ursache für die Herzschwäche gefunden wurde.

Medikamentöse Behandlung einer Herzschwäche

Heute werden oftmals mehrere Medikamente gemeinsam angewendet ­– jeweils abhängig von den NYHA-Stadien, die den Grad der Herzschwäche beschreiben. Denn durch eine Kombination von Wirkstoffen mit unterschiedlichen Effekten wird einerseits die Belastung des Herzmuskels vermindert, indem das Blutvolumen gesenkt und die Blutgefäße erweitert werden. Andererseits wird das Herz vor Stresshormonen und so vor Überaktivierung geschützt. Auf diese Weise kann die Herzleistung langfristig wieder ansteigen.

Folgende Medikamente setzen wir am Robert Bosch Krankenhaus ein.

Stresssignale werden durch sogenannte Betarezeptoren vermittelt. Werden diese mit Beta-Blockern gehemmt, können diese Impulse nicht mehr übermittelt werden – das heißt, Stresshormone können nicht mehr andocken und das Herz belasten. Dieses Vorgehen hat sich bei der Behandlung der Herzschwäche sehr gut bewährt.

Zu Beginn bekommen Patient:innnen nur eine geringe Dosis, die dann über die Zeit langsam gesteigert wird. Im Lauf von drei bis sechs Monaten steigt die Belastbarkeit des Herzmuskels und ist dann wesentlich besser als ohne Beta-Blocker.

Diese Medikamente verringern die Bildung eines Hormons namens Angiotensin II, indem sie das Enzym ACE hemmen – daher ihr Name. Durch die Hemmung erweitern sich die Blutgefäße, die Leistungsfähigkeit des Herzens steigt. So verbessert sich die Herzschwäche in allen Stadien.

Diuretika fördern die Ausscheidung von Wasser aus dem Körper. Damit verringern sie das Blutvolumen und entlasten so den Herzmuskel. Zudem entspannen sie die Blutgefäße und senken dadurch den Blutdruck.

Diese Wirkstoffe greifen in das sogenannte Renin-Angiotensin-Aldosteron-System ein, indem sie am AT1-Rezeptor aktiv werden. Auf diese Weise senken sie einen erhöhten Blutdruck und erweitern die Blutgefäße. Angesichts dieser Effekte sind Sartane fester Bestandteil der Behandlung einer Herzschwäche. Sie sollten aber nicht mit ACE-Hemmern kombiniert werden.

Es gibt noch weitere, teils ganz neue medikamentöse Behandlungskonzepte, die in der Einstellung der Herzschwäche auch ihren Stellenwert haben, und die von unseren Spezialist:innen gezielt ausgewählt werden.

Minimalinvasive (katheterbasierte) Eingriffe und Operation zur Behandlung einer Herzschwäche

Wenn Medikamente nicht den gewünschten Erfolg zeigen, stehen uns am Robert Bosch Krankenhaus verschiedene operative und minimalinvasive Verfahren zur Verfügung. In einigen Fällen können wir Klappenerkrankungen des Herzens mit einem Clip reparieren. Das Robert Bosch Krankenhaus ist beim sogenannten TriClip führend und bei dieser Behandlungsmethode das größte Zentrum in Deutschland. Zudem sind wir zertifiziertes Mitralklappenzentrum.

Gelegentlich entwickelt sich durch die Vergrößerung des Herzens aufgrund der Herzschwäche eine Undichtigkeit an der Mitral - und/oder Trikuspidalklappe. Hier kann mit einem Clip geholfen werden.

Wie der Name bereits sagt, wird bei diesem Therapieverfahren die Tätigkeit des Herzmuskels resynchronisiert. Dazu bringen wir spezielle Schrittmacher in die Herzkammern ein. Sie lassen diese wieder im gleichen Rhythmus schlagen und verbessern so die Herzleistung.

Bei Patient:innen mit einer schweren Herzschwäche kann es erforderlich sein, operativ sogenannte Herzunterstützungssysteme, also Kunstherzen, einzusetzen. Diese Therapiemaßnahmen werden am Herzinsuffizienzzentrum des Robert Bosch Krankenhaus in Zusammenarbeit zwischen der Abteilung für Kardiologie und Angiologie und der Abteilung für Herz- und Gefäßchirurgie durchgeführt.

Besondere Angebote für Menschen mit Herzschwäche

Herzinsuffizienz-Beratung

Ein Team aus Ärzt:innen und Pflegenden unterstützt Betroffene mit Herzschwäche mit Ihrer Erkrankung im Alltag besser zurechtzukommen.

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Herz-Café: Austausch zu Herzschwäche

Im Herz-Café des Robert Bosch Krankenhauses können sich Menschen mit chronischer Herzinsuffizienz (Herzschwäche) mit anderen Betroffenen und Pflegeexpert:innen austauschen und sich Rat holen.

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Psychokardiologie: Therapie für Herz und Psyche

Herzerkrankungen und seelische Belastungen, wie Depressionen und Ängste, beeinflussen sich gegenseitig. Im Rahmen der Behandlung ihrer Herzerkrankung bietet der Psychosomatische Liaisondienst Betroffenen und Angehörigen unterstützende Gespräche an.

Menschen mit Herzschwäche: jährlich zur Grippeimpfung

Bei einer Herzschwäche besteht ein erhöhtes Risiko für Infektionen. Deshalb sollten sich die Betroffenen jedes Jahr gegen Grippe impfen lassen. Die Impfung empfiehlt sich im Oktober oder November, um rechtzeitig vor Beginn der Grippesaison geschützt zu sein.

Sprechstunde

Kardiologische Ambulanz / Privatsprechstunde

Mitral- und Trikuspidalklappen-Sprechstunde

  • Dr. med. Philipp Nikolai, Oberarzt
    nach Vereinbarung
    Telefon 0711 8101-4097