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Herzklappenfehler

Herzklappenfehler treten in Form einer Verengung (einer Stenose) oder einer Undichtigkeit (einer Insuffizienz) der betroffenen Klappe auf. Sie verursachen in der Regel lange Zeit keine Beschwerden.

Unser Herz verfügt über insgesamt vier Klappen: die Mitralklappe, die Trikuspidalklappe, die Aortenklappe und die Pulmonalklappe. Ihre Aufgabe ist es, zu gewährleisten, dass das Blut stets in die richtige Richtung fließt. Dazu arbeiten sie ähnlich wie Ventile und lenken so das Blut korrekt durch den Lungen- und Körperkreislauf. Ist die Funktion der Herzklappen beeinträchtigt, hat das enorme Konsequenzen.

Wir sind darauf spezialisiert, defekte, undichte oder verengte Herzklappen an allen vier Klappen sicher zu diagnostizieren und gezielt wie auch effizient zu behandeln. Dafür arbeiten Kardiolog:innen und Herzchirurg:innen im Herzzentrum am Robert Bosch Krankenhaus Hand in Hand. Im Herzkatheterlabor der Abteilung für Kardiologie und Angiologie können Herzklappenfehler mittels neuer, schonender katheterinterventioneller Methoden wie MitraClip, TriClip oder TAVI behandelt werden. Ein Schwerpunkt der Abteilung für Herz- und Gefäßchirurgie sind minimalinvasive, ebenfalls für die Patient:innen schonende Operationsverfahren.

Stenose oder Insuffizienz

Bei den Veränderungen, die sich an den Herzklappen einstellen können, handelt es sich zum einen um Verengungen der Klappen. Diese sogenannten Stenosen behindern den Blutfluss. Zum andern kann die Schlussfähigkeit einer Herzklappe herabgesetzt sein. Eine solche Undichtigkeit der Klappe, Insuffizienz genannt, führt dazu, dass ein Teil des Blutes wieder rückwärts zurückfließt. Treten beide dieser Zustände zugleich auf, liegt ein kombinierter Herzklappenfehler vor.

Die häufigsten Defekte an den Herzklappen sind eine Verengung der Aortenklappe – oder eine undichte Mitralklappe sowie eine undichte Trikuspidalklappe.

Ursachen für Herzklappenfehler

Die Ursachen für die Defekte an den Herzklappen sind sehr unterschiedlich und müssen daher einzeln betrachtet werden.

Dieser Defekt ist sehr selten angeboren, sondern in den meisten Fällen im Laufe des Lebens erworben. Die häufigste Ursache ist die Verkalkung der Aortenklappe: Kalk und Kollagen lagern sich in ihr ab, wodurch sie sich immer mehr verhärtet und verengt. Daneben kann auch ein rheumatisches Fieber durch die Bildung von Narbengewebe eine Stenose dieser Herzklappe bewirken.

Auch dieser Herzklappenfehler ist in der Mehrheit der Fälle erworben. Ursachen können eine bakterielle Entzündung der Herzinnenhaut, eine sogenannte Endokarditis, oder eine Bindegewebsschwäche sein. Darüber hinaus kann eine Vergrößerung der Hauptschlagader (Aorta) dazu führen, wenn die Aortenklappe zu groß wird und nicht mehr abdichten kann.

Die Stenose der Mitralklappe geht meist auf rheumatisches Fieber und die damit verbundene Entzündung der Herzinnenhaut zurück. Seltenere Auslöser sind Autoimmunkrankheiten wie unter anderem Lupus erythematodes. Bei älteren Menschen kann auch eine Verkalkung der Klappe die Ursache sein.

Auch hier gilt rheumatisches Fieber als eine Ursache. Aber auch Risikofaktoren wie eine arterielle Hypertonie oder eine Herzmuskelerkrankung können hierzu führen. Wenn die Insuffizienz rasch entsteht, können zudem eine Entzündung der Herzinnenhaut, eine koronare Herzkrankheit oder ein vorangegangener Herzinfarkt die Auslöser sein.

In den meisten Fällen findet sich die Ursache jedoch in der Mitralklappe selbst: es kommt vor, dass sie in den linken Vorhof des Herzens fällt, der sogenannte Mitralklappenprolaps.

Ein weiterer häufiger Grund ist eine fortgeschrittene Herzschwäche, bei der sich das Herz vergrößert.

Dieser Herzklappenfehler ist für gewöhnlich die Folge einer vergrößerten rechten Herzkammer. Dazu kann es etwa durch schwere lange Lungenerkrankungen oder durch Erkrankungen der linken Herzseite kommen. Weitere, seltenere Ursachen sind Bindegewebsschwächen der Mitralklappe, rheumatisches Fieber oder eine Infektion der Herzklappen.

Wie sich Herzklappenfehler zeigen

Erkrankte Herzklappen verhalten sich in den meisten Fällen über Jahre hinweg unauffällig. Oft führt erst eine Routineuntersuchung dazu, dass sie entdeckt werden. Oder die ersten auftretenden Symptome sorgen dafür, dass die Betroffenen zum Arzt gehen: Schmerzen in der Brust, Herzrasen unter Belastung oder Atemnot sind typische Anzeichen für Herzklappenfehler.

Leistung auf Talfahrt

Das häufigste und wichtigste Indiz für Herzklappenfehler ist eine nachlassende körperliche Leistungsfähigkeit. Dass es dazu kommt, ist nur logisch. Denn durch den Defekt an den Herzklappen wird der Herzmuskel immer schlapper. Das bekommt der Patient dann auch irgendwann an seiner deutlich reduzierten Fitness zu spüren.

  • Schwindel und gelegentlich Kreislaufkollaps/Ohnmacht
  • Atemnot bei körperlicher Belastung
  • Anzeichen von Herzschwäche
  • Herzrhythmusstörungen wie etwa Vorhofflimmern
  • Lungenödem
  • Schmerzen in der Brust

Erst im fortgeschrittenen Stadium:

  • rasche Ermüdbarkeit und eingeschränkte Belastbarkeit
  • Herzklopfen
  • Herzschmerzen
  • Atemnot
  • Schwindel

Erst im fortgeschrittenen Stadium:

  • Kurzatmigkeit
  • schnelle Ermüdung
  • Husten, zum Teil mit Beimengung von Blut
  • Lungenödem

Erst im fortgeschrittenen Stadium:

  • Leistungsschwäche
  • Atemnot
  • Herzrasen und Herzstolpern
  • nächtlicher Husten
  • Wassereinlagerungen (Ödeme) in den Unterschenkeln
  • Anzeichen von Herzschwäche
  • Zuckungen am Hals
  • Beschwerden im rechten Oberbauch
  • Wassereinlagerungen (Ödeme) in den Beinen

Untersuchungen bei Herzklappenfehlern

Die beiden wichtigsten Diagnosemethoden, die wir auch am Robert Bosch Krankenhaus stets durchführen, sind die Herzkatheteruntersuchung sowie die Echokardiografie, eine Ultraschalluntersuchung des Herzens.

Herzzentrum am Robert Bosch Krankenhaus

Das Herzzentrum am Robert Bosch Krankenhaus bietet Kardiologie, Herzchirurgie und Intensivmedizin aus einer Hand, dies ist in der Region Stuttgart einzigartig. Jede Patientin und jeder Patient mit einem Herzklappenfehler wird im Herzteam besprochen, um die optimale Therapie zu finden. Dabei berücksichtigen wir alle Vor- und Nachteile der verschiedenen Behandlungsoptionen, bedenken Gesundheitszustand, Vorerkrankungen und Alter der Betroffenen und wählen dann gemeinsam die für Sie beste Alternative aus.

Behandlung von Herzklappenfehlern

Unbehandelt setzen Defekte der Herzklappen die Lebensqualität erheblich herab. Noch schlimmer ist jedoch, dass sie eine ernste Bedrohung darstellen. Deshalb müssen diese Erkrankungen in jedem Fall adäquat therapiert werden, wenn die Herzklappenfehler hochgradig sind und Beschwerden verursachen.

Mit Medikamenten kann hier leider kaum etwas erreicht werden. Denn sie verbessern zwar die Beschwerden der Betroffenen, reparieren aber nicht den Fehler der Klappen. Das gelingt nur mittels operativer oder kathetergestützter Maßnahmen. Je nach Herzklappenfehler kommen unterschiedliche Verfahren zum Einsatz.

Herzoperation oder TAVI

Die Aortenklappenstenose gehört zu den häufigsten Herzklappenerkrankungen. Therapieoptionen sind eine Operation oder ein minimalinvasiver, katheterbasierter Eingriff.

Bei einer Aortenklappenstenose wenden die Spezialist:innen der Abteilung für Kardiologie und Angiologie und der Abteilung für Herz- und Gefäßchirurgie Seite an Seite überwiegend die schonende Transkatheter-Aortenklappenimplantation, kurz TAVI, an. Bei diesem minimalinvasiven Verfahren führen wir eine Ersatzklappe ein, welche die erkrankte Aortenklappe ersetzt. Dieser Eingriff ist weniger belastend als eine Operation und unsere Patient:innen erholen sich schnell.

Mehr erfahren zur Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI)

Eine sehr spezielle herzchirurgische Behandlungsmethode stellt die Ross-Operation dar, bei der die erkrankte Aortenklappe durch die körpereigene gesunde Pulmonalklappe ersetzt wird. Dieses OP-Verfahren ist für Betroffene bis zum 55. Lebensjahr geeignet. Das Robert Bosch Krankenhaus ist die einzige Klinik weltweit, die diesen Eingriff vorwiegend minimalinvasiv durchführt.

Mehr erfahren zur Ross-Operation

Welche Methode im Einzelfall für die Patientin:den Patienten am besten ist – TAVI oder Herzoperation – entscheidet das Herz-Team auf Basis aller Befunde stets gemeinsam.

Operation (Rekonstruktion oder Herzklappenersatz)

Im Falle einer (schweren) Verengung der Aortenklappe erfolgt deren Rekonstruktion oder Ersatz durch die Expert:innen der Abteilung für Herz- und Gefäßchirurgie.

Wenn immer möglich, versuchen wir bei einer Klappeninsuffizienz die eigene Klappe zu erhalten und mittels verschiedener Methoden die normale Form der Aortenklappe wiederherzustellen (Rekonstruktion), so dass die Aortenklappe wieder vollständig schließt.

Ist eine Rekonstruktion der eigenen Klappe nicht möglich, muss sie in einer Operation durch eine biologische oder mechanische Klappe ersetzt werden.

Mehr erfahren zum Herzklappenersatz

Mehr erfahren zur Herzklappenrekonstruktion

Operation (Rekonstruktion oder Herzklappenersatz) oder MitraClip

Bei einer Insuffizienz der Mitralklappe wird entweder die Klappe durch einen herzchirurgischen Eingriff repariert oder ersetzt, oder der MitraClip wird eingesetzt.

Bei diesem innovativen, minimalinvasiven Verfahren wird über einen Katheter ein Clip zwischen die Segel der Mitralklappen gesetzt, so dass die undichte Klappe wieder schließt. Die MitraClip-Therapie kommt insbesondere dann in Frage, wenn das Risiko für einen (offenen) herzchirurgischen Eingriff zu hoch ist.

Mehr erfahren zur MitraClip-Therapie

Ballonvalvuloplastie oder Herzoperation

Die Mitralklappenstenose kann mittels Ballonkatheter-Aufdehnung oder einer Operation behoben werden.

Ist die Mitralklappe verengt, ist meist die Ballonvalvuloplastie Therapie der Wahl. Dabei wird die verengte Klappe mit Hilfe eines Ballons, der per Katheter ins Herz gelangt, durch die Expert:innen der Abteilung für Kardiologie und Angiologie erweitert.

Je nach Patient:in und Anatomie ist auch ein chirurgisches Vorgehen empfehlenswert, bei dem die Mitralklappe ersetzt bzw. rekonstruiert wird.

Mehr erfahren zum Herzklappenersatz

Mehr erfahren zur Herzklappenrekonstruktion

Welche Behandlung für Sie am besten geeignet ist, besprechen wir gemeinsam im Team des Herzzentrums.

TriClip oder Operation

Bei einer hochgradigen Trikuspidalklappeninsuffizienz kann zur Klappenreparatur oder zum Klappenersatz ein Eingriff notwendig sein.

Dabei wird die Undichtigkeit der Trikuspidalklappe häufig bei einer Operation am offenen Herzen, wie zum Beispiel einer Reparatur der Mitralklappe, mitversorgt. Doch wegen des Alters oder wegen Begleiterkrankungen kommt eine große Operation oft nicht in Frage. Diesen Patientinnen und Patienten können wir am Robert Bosch Krankenhaus eine innovative Alternative zur OP am offenen Herzen anbieten: den TriClip. Mittels eines minimalinvasiven, katheterbasierten Reparaturverfahrens kann die Trikuspidalklappe mit dem TriClip, eine circa zwei Zentimeter große kunststoffüberzogene Metallklammer, wieder abgedichtet werden. Dabei werden die Klappensegel mithilfe dieses Implantats neu fixiert. Die Abteilung für Kardiologie und Angiologie des Robert Bosch Krankenhauses ist besonders erfahren in dieser Behandlungsmethode und ist das größte TriClip-Zentrum Deutschlands.

Mehr erfahren zur TriClip-Therapie

Wir sind zertifiziertes Mitralklappenzentrum und TAVI-Zentrum

Als erstes zertifiziertes Mitralklappenzentrum in Baden-Württemberg garantiert das Mitralklappenzentrum am Robert Bosch Krankenhaus die bestmögliche Versorgung der Patientinnen und Patienten.

Betroffene mit einer Aortenklappenverengung (Stenose) profitieren von einer innovativen kathetergestützten Klappentherapie im TAVI-Zentrum auf hohem Qualitätsniveau.

Psychokardiologie: Therapie für Herz und Psyche

Herzerkrankungen und seelische Belastungen, wie Depressionen und Ängste, beeinflussen sich gegenseitig. Im Rahmen der Behandlung ihrer Herzerkrankung bietet der Psychosomatische Liaisondienst Betroffenen und Angehörigen unterstützende Gespräche an.

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Sprechstunden

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