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Weaning (Beatmungsentwöhnung)

Weaning (engl. Entwöhnung) bezeichnet die Phase, in der eine Patientin:ein Patient, die:der – zum Beispiel wegen einer schweren Lungenerkrankung – beatmet werden musste, wieder selbstständig zu atmen beginnen kann, also ohne maschinelle Unterstützung.

Die Beatmungsentwöhnung, wie Weaning ebenfalls genannt wird, findet nach einer längeren Zeit der maschinellen Beatmung in der Klinik statt. Nach einer nur kurzen Beatmung, etwa während eines operativen Eingriffs, kann die Rückkehr zum eigenen Atmen in der Regel problemlos und schnell erfolgen. Nach einer Langzeitbeatmung, länger als eine Woche, jedoch stellt die Beatmungsentwöhnung Patient:innen, Angehörige und das betreuende Personal vor eine besondere Herausforderung. Die Entwöhnung von der künstlichen Beatmung wird an spezialisierten Zentren mit lungenfachärztlicher Expertise, wie dem RBK Lungenzentrum Stuttgart, durchgeführt. Die Beatmungsmedizin und speziell die Beatmungsentwöhnung ist ein eigener Schwerpunkt in unserer Lungenfachklinik.

Die Patientin:der Patient hat zwar die akute Erkrankung überwunden, bleibt aber weiter vom Beatmungsgerät abhängig, da eine dauerhafte Spontanatmung aufgrund einer Schwäche der Atemmuskulatur noch nicht möglich ist. Es kann im Einzelfall mehrere Wochen dauern, bis die Atemarbeit wieder vollständig selbst übernommen werden kann.

Patient:innen, die auf absehbare Zeit nicht entwöhnbar sind, bereiten wir auf die neue häusliche Situation vor. Auch die Angehörigen erfahren im Umgang mit der neuen Lebenssituation umfassende Unterstützung

Zertifiziertes Weaning-Zentrum am Robert Bosch Krankenhaus

Das RBK Lungenzentrum Stuttgart am Robert Bosch Krankenhaus verfügt über ein hochspezialisiertes Weaning-Zentrum. Sowohl regional als auch überregional werden uns langzeitbeatmete Patient:innen zur Beatmungsentwöhnung zugewiesen.

Das Weaning-Zentrum ist seit 2011 zertifiziertes Mitglied im Kompetenznetzwerk nationaler pneumologischer Weaning-Zentren (WeanNet). Dieses steht unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V. (DGP).

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Was ist Weaning?

Weaning ist der Fachausdruck für die schrittweise Entwöhnung einer Patientin:eines Patienten von der maschinellen Beatmung. Tina Imeri, pflegerische Leiterin des Weaning-Zentrums im RBK Lungenzentrum Stuttgart, erklärt, was dabei passiert.

Auf der Weaning-Einheit kümmert sich ein multiprofessionelles Team um die Patient:innen

In der interdisziplinären Zusammenarbeit von spezialisierten Ärzt:innen, Pflegenden, Physiotherapeut:innen, Atmungstherapeut:innen, Psycholog:innen und Mitarbeitenden der Patientenkoordination (Sozialdienst) wird der klinische Zustand jeder Patientin:jedes Patienten täglich erörtert. Hiernach werden alle notwendigen diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen abgeleitet.

Behandlung: Wie erfolgt das Weaning?

Das Prinzip der Entwöhnung ist, dass die Atemmuskulatur behutsam trainiert wird, bis sie allmählich die Atemarbeit wieder selbstständig bewältigt. Dazu wechseln sich Phasen der Spontanatmung mit Phasen der Beatmung ab, in denen sich die Muskulatur vom Training wieder erholen kann. So kann die Atemunterstützung Schritt für Schritt reduziert werden. Die Spontanatemphasen werden kontinuierlich ausgedehnt und immer individuell an die Möglichkeiten der Betroffenen angepasst. Weaning führt also in Stufen zurück zum selbstständigen Atmen.

Weiterführende Behandlung: Wie werden Patient:innen beim Weaning unterstützt?

Die Beatmungsentwöhnung ist für die Patient:innen physisch wie psychisch ein sehr anstrengender Prozess. Neben der fürsorglichen Betreuung durch erfahrenes Fachpersonal helfen wir ihnen mit verschiedenen therapeutischen Maßnahmen.

  • Trachealkanüle mit maximalem Innendurchmesser (geringer Atemwegswiderstand)
  • antiobstruktive Therapie bei Patient:innen mit zum Beispiel COPD (Reduktion der Überblähung der Lunge, die Patientin:der Patient ist in der Lage, vollständiger auszuatmen)
  • Inhalationstherapie und tracheales sowie bronchoskopisches Absaugen von Sekret oder Einsatz einer mechanischen Hustenassistenz
  • Drainage eventueller Pleuraergüsse

Ohne Mobilisation kein Weaning: Auf der Weaning-Einheit ergänzen speziell in der Atemtherapie geschulte Physiotherapeut:innen das Therapie- und Behandlungsspektrum. In enger interdisziplinärer Zusammenarbeit werden Patient:innen zu jeder Zeit des Weaning-Prozesses physiotherapeutisch unterstützt.

Dies beinhaltet:

  • Sekretmobilisierende Maßnahmen
  • Inhalationstherapie
  • Aktivieren des Zwerchfells
  • tägliche Mobilisation durch passives Bewegen der Extremitäten – um Gelenkversteifungen vorzubeugen – bis hin zum Training auf dem Fahrradergometer

Daneben werden spezielle physiotherapeutische Techniken, wie atmungserleichternde Ausgangsstellung, Kontaktatmung und Vibrationen in Drainagelagerungen, therapeutische Körperstellungen, Hustentechniken, Massagegriffe und reflektorische Atemtherapie eingesetzt. Diese Maßnahmen werden täglich neu und individuell an den Zustand der Patientin:des Patienten angepasst.

Das Aufgabengebiet des Atmungstherapeut:innen im Weaning-Zentrum umfasst die Durchführung und Überwachung der Beatmungsentwöhnung (Erstellung von Weaning-Protokollen), die Befundung von Blutgasanalysen, die Überwachung der Sauerstofftherapie und Beatmungseinstellungen sowie das Sekretmanagement (endotracheale Absaugung mittels Absaugkatheter oder bronchoskopisch, Tracheostoma- und Kanülenpflege, Kanülenauswahl und Kanülenwechsel).

Die Arbeit der Atmungstherapeut:innen erfolgt unter Supervision einer Lungenfachärztin:eines Lungenfacharztes.

Viele Patient:innen leiden nach langen Intensivaufenthalten an Anpassungsproblemen, depressiven und Angstsymptomen, die als Folge der krankheits-/behandlungsbedingten Kommunikationseinschränkungen sowie der vielfältigen Belastungen während der Intensivbehandlungsphase entstehen und die Entwöhnung vom Beatmungsgerät erschweren können. Daher benötigen Betroffene häufig eine psychologische Unterstützung, die im Einzelfall durch medikamentöse Maßnahmen sowie durch Gespräche mit den Angehörigen ergänzt werden kann.

Durch die Zusammenarbeit mit der Abteilung für Psychosomatische Medizin des Robert Bosch Krankenhauses kann die individuell zugeschnittene psychosomatische Mitbehandlung in einem berufsgruppenübergreifenden, interdisziplinären Ansatz erfolgen.

Zahlreiche Patient:innen leiden oftmals unter multiplen Begleiterkrankungen, wie Diabetes mellitus, erhöhtem Blutdruck, Nierenfunktionsstörungen oder Blutarmut. Die entsprechenden Begleiterkrankungen werden nach allgemeinen internistischen Grundsätzen in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit den jeweiligen Fachabteilungen am Robert Bosch Krankenhaus behandelt, damit eine optimale und ganzheitliche Versorgung gewährleistet ist. So besteht beispielsweise in enger Zusammenarbeit mit der Abteilung für Allgemeine Innere Medizin und Nephrologie für dialysepflichtige Patient:innen die Möglichkeit der Hämodialyse vor Ort.

Jede Weaning-Patientin:jeder Weaning-Patient wird kontinuierlich mittels EKG, SpO2 (transcutane Sauerstoffsättigung) und nicht-invasiver bzw. invasiver Blutdruckmessung überwacht. Diese Parameter werden auf einen zentralen Monitor im Stationszimmer übertragen, so dass die Reaktionszeit auf eintretende Notfälle jener einer Intensivstation entspricht.

Blutgasanalysen werden kapillär oder arteriell abgenommen, die Analyse der Blutprobe erfolgt am stationseigenen Blutgasanalysegerät. Des Weiteren ist jedes Patientenbett mit einer Absaugeinheit (tracheales Absaugen mittels Absaugkatheter oder auch bronchoskopisches Absaugen) versehen.

Das Weaning-Zentrum des RBK Lungenzentrums Stuttgart ist mit einem speziellen Notfallwagen ausgestattet, welcher auch eine bettseitige Bronchoskopie ermöglicht.

Im interdisziplinären Team, bestehend aus Ärzt:innen, Pflegenden, Atmungstherapeut:innen, Physiotherapeut:innen und Mitarbeitenden der Patientenkoordination, wird die bedarfsgerechte Gestaltung der Versorgung nach dem Klinikaufenthalt, zusammen mit der Patientin:dem Patienten und den Angehörigen, geplant.

Auch nach einer Therapie versorgen wir unsere Patient:innen umfassend. So werden Patient:innen mit nicht-invasiver und invasiver Heimbeatmung regelmäßig stationär reevaluiert, zum Beispiel bezüglich eines möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt erfolgreichen Weanings.

Pflege im Weaning-Zentrum

Aufgrund der besonderen Situation, in der sich die Patient:innen befinden, stellt der Weaning-Prozess hohe Anforderungen an die fachliche und soziale Kompetenz der Pflegepersonen. Unsere Pflegenden der Weaning-Einheit verfügen über die Weiterbildung zur Intensiv- und Anästhesiepflegekraft oder über spezielle Beatmungsweiterbildungen.

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Enge Zusammenarbeit mit der Abteilung für Anästhesie und Operativen Intensivmedizin

Die Anästhesie und Intensivmedizin ist ein wesentlicher Bestandteil des Weaning-Zentrums. Bereits in der Intensivbehandlungsphase der akuten Erkrankung kann die Beatmungsdauer durch geeignete Maßnahmen reduziert werden.

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Ihr Kontakt zur Weaning-Station

Besucherinformation

Unsere Besuchszeiten sind täglich von 9 bis 20 Uhr.

Auf unseren Überwachungs- und Intensivstationen gelten gesonderte Besuchszeiten, diese erfahren Sie beim Stationspersonal.

Weitere Informationen für Besucher:innen

Station 3D Weaning (Beatmungsentwöhnung und Beatmungstherapie)

Kontakt

Komm. Stationsleiterin: Roxana Krüger

Besuchszeiten

Besuche sind auch auf der Weaningstation willkommen, bitte beachten Sie, dass hier gesonderte Besuchszeiten gelten. Stimmen Sie Ihren Besuch bitte im Vorfeld mit dem behandelnden Ärzte- und Pflegeteam ab.

So finden Sie uns

Die Station 3D befindet sich im 3. OG des Hauptgebäudes, im Flügel D.

Kontakt und Auskunft

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